1961
1960/1961

Mehrere Bände aus dem Vorbesitz von Max Grossmann (Signatur: 8 M 26760, 8 M 26765 und 8 M 28452) werden zusammen mit anderen Bänden aus der Universitätsbuchhandlung Jena antiquarisch angekauft. Die weiteren antiquarischen Ankäufe aus dieser Zeit könnten noch auf weitere Fälle überprüft werden.

1948
1947

Bei den Wiedergutmachungsverfahren vor dem Oberlandesgericht Erfurt ab 1947 fällt immer wieder auf, dass der Verbleib etwaiger Privatbibliotheken bzw. Buchbestände ungeklärt blieb und nicht nach dem Thüringer Wiedergutmachungsgesetz von 1945 restituiert werden kann.

1946
FEBRUAR 1945

Infolge eines Luftangriffes wird das Bibliotheksgebäude am 9. Februar 1945 zerstört. Der Bibliotheksdirektor Theodor Lockemann und weitere Bibliotheksmitarbeiter kommen dabei ums Leben. Vermutlich werden durch den Bombentreffer auch die nicht überlieferten Zugangsbücher und weiterer Aktenbestand zerstört. Ein weiterer Grund für das Fehlen von Unterlagen wird ebenfalls angenommen: „Möglicherweise sind die überlieferten Quellen unvollständig, weil belastendes Material beiseitegeschafft wurde“. (Bohmüller / Marwinski 1989, S. 92)

1945
1944

Diese Beispiele für jüdischen Vorbesitz und auch der Vorbesitz durch Max Grossmann konnten durch Recherche von Namen aus dem Buch Jüdische Lebenswege in Jena, 2015 in den bis jetzt elektronisch erfassten Provenienzen der ThULB Jena ermittelt werden. Demnach sind im Bestand der Universitäts-Sternwarte und ehemaligen Bestand der Landesbibliothek Altenburg weitere Fälle zu vermuten. Die Zugangsbücher des Astrophysikal. Institut / der Universitäts-Sternwarte Jena aus der NS-Zeit konnten bis jetzt nicht ermittelt werden. Von der Thüringischen Landesbibliothek Altenburg sind ein Teil der Bibliothekskataloge aber keine Zugangsbücher im Bestand der ThULB Jena überliefert. Möglich wäre noch eine Überlieferung der Zugangsbücher im Bestand der Stadtbibliothek Altenburg oder dem des Thüringischen Staatsarchives in Altenburg.

1944

Bände mit dem Exlibris von Felix Auerbach (2013 B 1885:1-5) gehen der Bibliothek der Universitäts-Sternwarte Jena zu. Dieser und weitere Bände werden in den 2010er Jahren von der Teilbibliothek Naturwissenschaften: Astronomie in das Hauptmagazin der ThULB Jena umgesetzt.

Der Band 8 MS 2891 mit einem Stempel von Felix Auerbach kommt ebenfalls 1944 an die Thüringische Landesbibliothek Altenburg. Große Teile des Bestandes der Landesbibliothek Altenburg kommen nach ihrer Auflösung in den 1950er Jahren an die UB Jena.

1944
JUNI 1943

In einem Rundschreiben (vermutlich der Universität) vom 1.6.1943 wird von dem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg russische Literatur in einer Liste angeboten. Das Rundschreiben, auf das in einem Schriftwechsel aus der Bibliotheksakte AA I 43 Bezug genommen wird, ist nicht in den Bibliotheksakten überliefert. (vgl. Briefwechsel Goubeau – Lockemann, AA I 43)

1943
1942

Theodor Lockemann wird Mitglied des Reichsbeirates für Bibliothekswesen.

1942
JANUAR 1941

Gotthard Neumann wird zur Wehrmacht einberufen und dient während des Zweiten Weltkriegs als Wachtmeister (Feldwebel) einer Nachrichtentruppe. „Inwieweit sich Neumann während des Krieges, besonders während seines Einsatzes in der Ukraine, an sogenannten „Beutezügen“ beteiligte, kann bisher nicht eindeutig bestimmt werden. Er war nach eigenen Angaben an Aktivitäten des „Sonderstabs Vorgeschichte“ im „Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg“ (ERR) beteiligt, ohne dort jedoch eine führende Position zu übernehmen. Gotthard Neumann war 1934-1945 und 1953-1967 Professor für Vorgeschichte an der Universität Jena. Es liegt ein Verdachtsfall auf Kriegsbeute aus der ehemaligen Bibliothek der Könige von Jugoslawien aus seinem Bestand vor, der der Zweigbibliothek Ur- und Frühgeschichte zuging und 2015 in das Hauptmagazin der ThULB umgesetzt wurde (2015 NA 151). Es ist zu vermuten, dass noch weitere Fälle vorkommen.

1940
MAI 1939

Der Direktor der Universitätsbibliothek Jena, Theodor Lockemann (1885–1945) wird einer der Sachverständigen zum Schutz des deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung (Mitnahme von Umzugsgut bei Auswanderung von Juden) und bleibt dies bis 1942 (Ratz 2011).

1939
NOVEMBER 1938

In der Reichskristallnacht wird der jüdische Abteilungsleiter des Zeiss-Werkes Max Grossmann (1877-1938) in das KZ Buchenwald gebracht, wo er kurze Zeit später verstirbt (Jüdische Lebenswege in Jena 2015).

1938
FEBRUAR 1937

Im Tagebuch der UB Jena wird die beschlagnahmte Arbeiterbibliothek Tinz am 1.2.1937 erwähnt: „Die Bibliothek der ehemaligen Volkshochschule Tinz wurde aus dem untersten Geschoß des Magazins in den Kistenraum verbracht. Der Schlüssel zum Kistenraum befindet sich im eisernen Schränkchen im Direktorzimmer.“

1936
NOVEMBER 1935

Am 27. November 1935 erfolgt ein Anschreiben der Preußischen Staatsbibliothek Berlin über Exemplare beschlagnahmter Werke, die zur Verteilung an wissenschaftlichen Bibliotheken zur Verfügung gestellt werden (AD III 8). Es handelte sich bei dieser beschlagnahmten Literatur um „vor allem bei oppositionellen und jüdischen Verlagen beschlagnahmte Literatur“ (Briel 2013, S. 308). Die Exemplare wurden mit der Auflage überreicht die Werke von der allgemeinen Benutzung auszuschließen und nur von Fall zu Fall solchen Benutzern zur Verfügung zu stellen, die ein ernstes wissenschaftliches Interesse daran nachweisen. In der beigefügten Titelliste sind 11 Werke aufgeführt, von denen zehn in den Bestand der UB Jena übergehen (Zugangsnummern 1940.3160-3169, Herkunftsstelle: „Staatsanw.“ [AD I 53, S. 158-159]). Weitere Anschreiben erfolgen im Dezember 1938, 21 Werke (Zugangsnummer 1939.5742-5762, Herkunftsstelle: „Preuss. Staatsbibl.“) und September 1939, 20 Werke (Zugangsnummer 1939.3471-3482; 3484-3489 [1939.3482 enth. 2 Titel], Herkunftsstelle: „Preuss. Staatsbibl.“).  

AUGUST 1935

Die Freimaurerlogen werden geschlossen und die Freimaurerei in Deutschland verboten. Auflösungen von Logen gab es bereits seit 1933. Im Bestand der ThULB Jena finden sich u.a. Bände mit Besitzkennzeichen der Freimaurerloge Archimedes zum ewigen Bunde, Gera; Freimaurerloge Friedrich zur ernsten Arbeit, Jena; Freimaurerloge Goethe, Pössneck; Freimaurerloge zur goldenen Mauer, Bautzen; Freimaurerloge zur Akazie, Meißen.

MAI 1935

Die in Jena verbliebene Bibliothek von Julius Schaxel wird aufgelöst. Der Jenaer Zoologe Victor Julius Franz (1883–1950) informiert darüber den Direktor der UB Jena am 18.5.1935 in einem Brief (AD II 11b). Er und vermutlich auch der Zoologe Ludwig Plate (1862–1937) übernehmen aus Schaxels Bibliothek Bücher für ihre Institutsbibliotheken. Der Bibliothekar Dr. Werner Ronneberger selektiert etwa 165 Bände für die UB Jena. Die Restitution dieser Bände ist abgeschlossen. Der Verbleib der Bände in den Institutsbibliotheken (Franz war Direktor des Haeckelhauses, Plate war Direktor des zoologischen Instituts und des Phyletischen Museums) wäre noch zu untersuchen. Für den Bestand der Bibliothek des Haeckelhauses ist eine Erschließung der Provenienzen geplant. 

1935
1933/1934

„Säuberung“ und Auflösung von Arbeiterbibliotheken in Thüringen, teilweise Übernahme von Beständen auch von der UB Jena.

1934
APRIL 1933

„Säuberungsaktion“ der Nationalsozialisten an der Universität Jena. Bereits nach der Verabschiedung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 werden 18 Hochschullehrer der Universität Jena aus politischen oder rassischen Gründen entlassen oder zwangspensioniert, einer davon war der Zoologe Julius Schaxel (1887–1943) der wegen marxistischer Aktivitäten von der Universität Jena entlassen wird und zunächst in die Schweiz emigriert. Sind gegebenenfalls noch weitere Privatbibliotheken dieser Personengruppe beschlagnahmt wurden?

FEBRUAR 1933

Der jüdische Professor Felix Auerbach (1856–1933) und seine Frau Anna suchen am 26.02.1933 in Jena den Freitod.

JANUAR 1933

Machtübernahme der Nationalsozialisten

1933